Interpretation der Herz-Bilder


Links das Herz des gesunden Kontrolltieres, Gewicht des Kaninchens 1830 g (a)

Rechts das Herz des Kaninchens, das über 3 Monate hinweg mit zusätzlich 2g/ kg Körpergewicht
Rohrzucker zur Nahrung gefüttert wurde; Gewicht des Kaninchens 2140 g (b).

Die Abbildungen wurden der genannten Veröffentlichung von Prof. Dr. med. Katase entnommen - durch ein Grafikprogramm konnte aus den Vorlagen weitere Strukturen sichtbar gemacht werden.
Es wurde hierbei immer nur das gesamte Bild mit beiden Herzen in Photoshop bearbeitet, so daß die hier zu sehenden Details ausschließlich aus der Buch-Vorlage von 1931 stammen und somit den Original-Aufnahmen entsprechen.
Es ist auf den erste Blick auch für den Laien zu erkennen, daß das Herz des mit zus. Zuckergaben gefütterten Kaninchens deutlich kleiner ist, in unphysiologischer Weise symmetrisch geformt ist. Dagegen hat das Herz des gesunden Kontrolltieres eine normale Form, man erkennt auf den ersten Blick auch die "muskulöse" Physiologie des gesunden Herzens, ein Eindruck, der beim sog. Tropfenherz des mit Zuckerzusatz gefütterten Kaninchens völlig fehlt, die
mangelnde Belastbarkeit dieses Versuchskaninchens klar vor Augen führt.


I) Katase erläutert die Obduktionsergebnisse:
"Wir brachten das Herz dann in einen Meßzylinder, um sein Volumen zu bestimmen, und konstatierten, daß das Herz der erkrankten Tiere bedeutend kleiner war als das der Kontrolltiere. Nach Entfernung der Blutgerinnsel wurde das Gewicht des Herzens bestimmt, wobei sich ein erheblicher Unterschied zwischen dem der Versuchstiere und der Kontrolltiere ergab, der fast 20 % ausmacht. Aufgrund dieser Befunde möchten wir das vorliegende Herz als Kleinherz bzw. Tropfenherz bezeichnen."

II) "Bei der histologischen Untersuchung konnten wir ferner feststellen, daß die Herzmuskelfasern der Versuchstiere im Vergleich zu denen der Kontrolltiere außerordentlich klein waren."

III) Prof. Katase faßt die Beobachtungen folgendermaßen zusammen:

"Zusammenfassung
1. Wenn man wachsende junge Kaninchen eine gewisse Zeitlang (zwei Monate) mit Zucker füttert, so kann man die Entstehung eines Klein- bzw. Tropfenherzens feststellen.
2. Daraus kann man schließen, daß die Ursache des Klein- bzw. Tropfenherzens durch die eine gewisse Zeitlang anhaltende Blutazidosis bewirkt wird.
3. Das Klein- bzw. Tropfenherz ist nicht angeborener Natur, sondern kann durch Azidosis, die eine gewisse Zeitlang anhält, erworben werden."






Hier der vollständige Text der Arbeit des Katase-Mitarbeiters S. Inoye, zitiert nach Katase: "DerEinfluß der Ernährung auf die Konstitution des Organismus2, Urban & Schwarzenberg, Berlin u. Wien 1931, S. 111f.


2. S. Inoye - Über den Einfluß der Kohlenhydrate auf die quergestreifte und glatte Muskulatur; gleichzeitig ein Beitrag zur Genese des Tropfenherzens (noch nicht veröffentlicht)

In der vorhergehenden Arbeit wurde bereits erwähnt, daß bei Azidosis eine ungenügende Entwicklung der quergestreiften Muskulatur festzustellen war. Daraufhin glaubten wir, daß ähnliche Erscheinungen auch an anderen muskulösen Organen auftreten müßten, weil solche Organe, wie das Herz, und die Organe mit glatter Muskulatur die gleichen Funktionen ausüben wie die quergestreiften Muskeln. Daher muß die Blutazidosis auch auf die anderen muskulösen Organe dieselbe Wirkung ausüben. Aus diesem Grunde habe ich Inonye veranlaßt, entsprechende Untersuchungen am Herzen und Koyama die gleichen am Uterus vorzunehmen. Hierbei sind wir zu folgenden Ergebnissen gekommen.
Unsere Versuchsweise war hier sehr einfach. Wir haben wachsenden jungen Kaninchen 2 g Rohrzucker pro Kilo Körpergewicht zur gewöhnlichen Nahrung zugesetzt. Zu Beginn des Versuchs haben wir Gewichtsbestimmungen bei Versuchs- und Kontrolltieren vorgenommen und die Gewichte im Verlauf der Versuche beständig vergleichend kontrolliert. Dabei konnten wir keine Gewichtsunterschiede zwischen den beiden Tiergruppen feststellen. Darauf wurde die Brustform untersucht, und es zeigte sich, daß der Thorax von engbrüstiger Form war, während das Sternum dieselben Veränderungen aufwies, wie sie von Katase und Baba bereits beschrieben worden sind.
Bei Öffnung des Thorax konnten wir auch die Formveränderungen des Herzens beobachten. Das Herz war ganz klein und ovoid geformt; es stand fast senkrecht zum Zwerchfell. Bei genauerer Untersuchung des Herzens konnten wir feststellen, daß die Herzspitze fast nur durch den linken Ventrikel ausgefüllt wird, während der rechte Ventrikel an den linken anliegt und stark verkleinert ist. Dadurch erscheint das Herz fast symmetrisch geformt und ähnelt stark einem fallenden Wassertropfen. Wir brachten das Herz dann in einen Meßzylinder, um sein Volumen zu bestimmen, und konstatierten, daß das Herz der erkrankten Tiere bedeutend kleiner war als das der Kontrolltiere. Nach Entfernung der Blutgerinnsel wurde das Gewicht des Herzens bestimmt, wobei sich ein erheblicher Unterschied zwischen dem der Versuchstiere und der Kontrolltiere ergab, der fast 20 % ausmacht. Aufgrund dieser Befunde möchten wir das vorliegende Herz als Kleinherz bzw. Tropfenherz bezeichnen. Bei der histologischen Untersuchung konnten wir ferner feststellen, daß die Herzmuskelfasern der Versuchstiere im Vergleich zu denen der Kontrolltiere außerordentlich klein waren. Bei den mit Sudan III-Färbung angefertigten Präparaten konnte man eine größere Anzahl Fetttropfen im Herzen der Versuchstiere feststellen als in dem der Kontrolltiere (Abb. 70).
Abb. 70a Normales Herz von einem 1830 g schweren gesunden Kaninchen.
b Tropfenherz von einem 3 Mon. mit Zucker gefütterten 2140 g schweren Kaninchen.
c Normales Herz von einem 1350 g schweren gesunden Kaninchen.
d Tropfenherz von einem 2 Mon. mit Zucker gefütterten 1325 g schweren Kaninchen.

Zusammenfassung
1. Wenn man wachsende junge Kaninchen eine gewisse Zeitlang (zwei Monate) mit Zucker füttert, so kann man die Entstehung eines Klein- bzw. Tropfenherzens feststellen.
2. Daraus kann man schließen, daß die Ursache des Klein- bzw. Tropfenherzens durch die eine gewisse Zeitlang anhaltende Blutazidosis bewirkt wird.
3. Das Klein- bzw. Tropfenherz ist nicht angeborener Natur, sondern kann durch Azidosis, die eine gewisse Zeitlang anhält, erworben werden.



a
b